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Happy People Productions & ZOOM Parties - The Story

by Jürg/HPP

Der erste Schritt (1993)

Im Juli 1993 war es für die frisch gegründeten Schweizer Happy People Productions ein besonderes Abenteuer, an der zweiten Streetparade von Zürich dabeizusein. Da die erste Streetparade lediglich ein paar hundert Leute umfasste, kannten die meisten den Anlass nur vom Hörensagen und hatten deshalb eine recht vage Vorstellung davon, was da auf sie zukommen würde.

Ein Kleiner Lieferwagen mit Ladebrücke war schnell gefunden und das Planen konnte losgehen. Die Streetparade 93 wurde für uns zu einem Schlüsselerlebnis. Es waren nur Raver auf der Strasse sowie ein paar erstaunte Passanten. Wir tanzten entlag der damaligen Route durch die Innenstadt, hinter "stampfenden" Lovemobiles an den Amtshäusern vorbei und freuten uns wie kleine Kinder, dass die Scheiben der tristen Bauten mächtig klirrten. Damals konnte sich kaum jemand vorstellen, dass die Parade in wenigen Jahren zu einem Massenanlass mit grosser Beteiligung der etablierten Medien mutieren würde.

Die geplante Nachfolge-Party auf der Allmend musste wegen starken Regens in einen Raum verlegt werden. Mit viel Glück gelang es, die damals noch sehr techno-kritische Betriebsgruppe der roten Fabrik für unser Treiben zu gewinnen. Die Fete konnte im Clubraum stattfinden und war mit ca. 400 Besuchern und der phänomenalen Musik von Tony und Guido (Planetarium) ein voller Erfolg.

Zum ersten Mal auf der Allmend (1994)

Im darauffolgenden Jahr, 1994, hatten auch wir einen Sattelschlepper(!) organisiert und mit der Mithilfe von Dominik (Power Amplifikation Zürich) auch eine fette Anlage von 45 kW darauf montiert. Die OM-Family erstellte zum ersten Mal die ultimative Dekoration des Wagens. Wer da nicht einen Hauch von Stolz verspürte, war wohl nie ein Kind gewesen. Auf jeden Fall ging's richtig ab und die Streetparade wurde auch von einem Vielfachen von Ravern besucht.

Es war für uns klar, dass in diesem Jahr unser Beitrag nach der Parade eine Open-Air- Party auf der Allmend sein sollte, egal ob das Wetter mitspielen würde. Zugleich plante Jean-Pierre (Atmosphère, heute Mondmilch) eine Campingsession, wie es früher jede Pfingsten auf der Allmend Tradition war. Die Pläne wurden koordiniert und zusätzlich von Dominik (PA-Zürich und Stone-High Inc.) unterstützt. Trotz Polizeipräsenz schafften wir es, das Gelände unbemerkt zu erreichen und mit der Hilfe der wartenden Gäste die Installationen aufzubauen. Es entstand eine wunderschöne Party, die bis spät in den Sonntagnachmittag dauerte. Entgegen unseren Befürchtungen fand das bunte, hopsende Grüppchen bei den vielen Spaziergängern regen Anklang, und einige tanzten sogar mit! Das spontane Nachmittagsset von DJ Spirit geriet zur kleinen Sensation, die ihn auch in der Trance-Fraktion ein Star werden liess.

Der zweite Streich (1995)

1995 wurde das "Techno-Jahr" mit einem Paukenschlag eingeläutet: Stadtrat Robert Neukomm war der Meinung, dass die Streetparade Zürich nichts bringe und zuviel Schmutz und Lärm verursache. Er erklärte, dass sie zukünftig nicht mehr bewilligt würde. Ein Aufschrei des Protestes ging durch die Technoszene und eine vernichtende Kritik der Presse zu diesem politischen Fauxpas folgte. Wir beschlossen, sofort eine Petition zu starten und gegen den Entscheid Unterschriften zu sammeln. Etienne Rainer (Art of Etienne) war inzwischen zum Happy People Team gestossen und startete unter dem Namen "Komitee pro Streetparade" einen fulminanten Einsatz für die Petition. Es waren im Nu über 6000 Unterschriften gesammelt, die dem Stadtrat medienwirksam übergeben werden konnten. Polizei-vorstand Robert Neukomm sah sich in der Defensive und lenkte schliesslich ein. Die Mediendiskussion hatte den Anlass definitiv an die breite Öffentlichkeit gezerrt, was einen Publikumsaufmarsch sondergleichen bewirkte. Es war vielleicht die intensivste Streetparade überhaupt. Die Quaibrücke wackelte so vehement, dass man befürchten musste, dass die Lampenmasten aus ihren Fundamenten gerissen würden. Die OM-Familiy übertraf sich erneut mit der Gestaltung des Wagens und wir schwebten im Trance-Himmel. Es waren zum ersten Mal auch Herr und Frau Schweizer, à la Sechseläuten, aufmarschiert, um sich ein Bild vom Treiben der Jugend zu machen. Doch zum Glück waren die Raver noch in der Überzahl und feierten unbeirrt.

Die Behörden befürchteten eine erneute Party auf der Allmend. Das Gelände wurde von Freitagmittag an von ca. fünf Six-Packs umstellt. Uns liess man indirekt mitteilen, dass im Falle einer Party unser Equipment beschlagnahmt würde und wir mit der Verhaftung zu rechnen hätten. Trotzdem gelang es uns erneut, das Gelände unbemerkt zu erreichen und, unter dem Schutz von ca. 2000 geduldig wartenden Gästen, die Party zu installieren. Die atemberaubenden Klänge von Tsuyoshis und die Freude über den erneut geglückten Streich liessen eine ganz besondere Stimmung aufkommen. Auch der Platzregen am Sonntagnachmittag konnte der Stimmung nichts anhaben, bis wir am frühen Abend von einem massiven Polizeiaufgebot gestoppt wurden.

Zum ersten Mal legal (1996)

Die Streetparade wurde 1996 erneut von wesentlich mehr Leuten besucht, als im vorangegangenen Jahr. Leider hatten jetzt die Zaungäste die Mehrheit und die Raver bewegten sich als tanzender Kanal in den Massen ruhender Beobachter. Alles in allem war es aber wieder ein Riesenspass. Da wir kurz zuvor aus Berlin von der Loveparade zurückgekehrt waren, hatten wir noch einiges an Groove in den Gliedern und begingen die Parade so ausgelassen wie immer. Es ist bemerkenswert, dass eine Musikbewegung so viele Besucher friedlich vereinen kann. Es war uns klar, dass es sehr schwer werden würde, die Allmend erneut zu erobern. So versuchten wir die Flucht nach vorn und beantragten eine Bewilligung. Diese hätte man uns, nach zähem Ringen, bis maximal ein Uhr nachts (!) gegeben. Da dies nur als besserer Scherz gewertet werden konnte, schien ein erneuter Weg über die Presse unausweichlich. So wurde unter dem Namen "Komitee pro Allmend" eine Unterredung mit den Stadträten Neukomm und Estermann beantragt, die uns dann aber, trotz anfänglicher Zusage, verweigert wurde. Eine erneute Petition und eine Demonstration vor dem Stadthaus zeigten aber die erwartete Wirkung in der Presse und gaben dem Ganzen das notwendige Gewicht. Was jetzt passierte, hatten wir jedoch nicht zu hoffen gewagt: Während die beiden Stadträte in den Ferien waren, ermöglichten uns deren Stellvertretungen, die Stadträtinnen Martelli und Stocker ­ entgegen dem harschen Protest der Jäger und Anwohner ­, die Durchführung der Party im Sihlwald.

Die Medienpräsenz unseres Seilziehens mit der Stadt hatte den Anlass jedoch so bekannt werden lassen, dass wir bei schönem Wetter mit einem Riesenaufmarsch an Besuchern rechnen mussten. Die nötige Infrastruktur sowie die überdimen-sionierten Auflagen der Behörden liessen unser Vorhaben in eine schwindel-erregende Dimension wachsen. Wir liessen uns jedoch nicht beirren und nahmen die Party als Koproduktion von Happy People Productions, Sirius Project (inkl. Art of Etienne) und Atmosphère in Angriff. Da uns der Platz erst im letzten Moment zugewiesen worden war, wurde das ganze Projekt in nur fünf Tagen geplant und realisiert. Das Budget war dermassen explodiert, dass wir, für unsere damaligen Verhältnisse, grössenwahnsinnige 2500 Besucher brauchten, um die Fixkosten zu decken. Es kam jedoch ganz anders: Punkt elf Uhr abends setzte ein gewaltiger Sturm mit Platzregen ein, das Bühnendach wurde abgedeckt und Licht- und Soundanlagen zeitweise lahmgelegt. Die Reparaturen nahmen mehr als eine Stunde in Anspruch. Währenddessen konnten wir beobachten, wie die vollbesetzten Züge der Sihltal-bahn, so voll wie sie ankamen, wieder Richtung Zürich abrauschten. Was übrig blieb, war ein Monsterdefizit, wie wir es in den schlimmsten Alpträumen nicht erwartet hätten. Trotzdem gelang die Party erstaunlich gut, und die phänomenale Musik von Dino Psaras, Tsuyoshi, X-Dream etc. blieb uns noch lange in guter Erinnerung. Am Sonntag wurden wir für die erduldete Regennacht mit Sonnenschein belohnt. In der "Neuen Zürcher Zeitung" (!) war zu lesen: "... Wer an diesem Abend dem Gewitterregen trotzte und sich in die Schlammschlacht wagte, wurde mit einem fulminanten Multimediaspektakel belohnt. ...wurde das Ganze mit Dancemusic vom Feinsten untermalt ­ ...Trotzdem war die Stimmung einmalig, und die Gesichter waren glücklich. Hier, so hatte man das Gefühl, schwang etwas vom wahren Geist der Street Parade nach." !!

Die erste Bewilligung auf Stadtgebiet (1997)

1997 war der Stadtrat in Zugzwang. Wir hatten bewiesen, dass wir imstande sind, den Anlass reibungsfrei durchzuführen, und Sihlwald war von Anfang an als einmalige Notlösung gedacht. Die Allmend war kein Thema, da dies ein Eingeständnis der vorherigen Fehler der Politiker und Probleme mit den Quartiervereinen bedeutet hätte. Eine erneute Schlacht in Presse und Öffentlichkeit um ein Gelände sollte, auf Wunsch der Behörden, um jeden Preis vermieden werden. Nach längeren, diskreten Verhandlungen wurde uns das Gelände auf dem Adlisberg angeboten, das wir als temporäre Lösung dankend annahmen. Dies bedeutete: Wir gelangten in den Besitz der ersten Bewilligung für eine Open-Air- Party auf Stadtgebiet, was noch ein Jahr vorher von den Behörden als gesetzlich unmöglich bezeichnet worden war. Die "ZOOM-PARTY" war geboren. Jetzt konnten wir zum ersten Male langfristig planen und uns neben der Musik auch um ein kulturelles Rahmenprogramm kümmern. Verschiedene Künstler sorgten für Performances und Feuerwerk. Neben den DJ's sorgten die Live-Acts "Ololiuqui" und "Tim Schult" für musikalische Höhenflüge. Die Auflagen der Stadt stiegen ebenfalls weiter und das Budget musste im Vergleich zum vorangegangenen Jahr nochmals tüchtig aufgestockt werden. Das Open-Air- Festival wurde, auch dank des guten Wetters, zu einem vollen Erfolg. Eine technische Panne zu Beginn und die damit entstandene Verzögerung im Musikprogramm war der einzige Wermutstropfen. Es waren mehrere tausend Personen auf dem Platz, die ohne Zwischenfälle friedlich feierten. Also die beste Voraussetzung, dass 1998 die Post erst recht abgehen wird.

Heute und in der Zukunft (1998 ...)

Für 1998 wurde das Organisationskomitee wieder erweitert und umfasst heute: Happy People Productions, Art of Etienne, OM-Family und Mondmilch. Diese werden unterstützt von: Source, Simi (alle ehemals Sirius Project), Fönix, Interzone und René vom Hönggerclan; im künstlerischen Bereich durch Anubis, Atelier Stern, Videotix und vielen mehr.

Es ist nach wie vor unser Anliegen, die Allmend wieder für kulturelle Zwecke zu etablieren. Angesichts der riesigen Baustellen für Bahn 2000 und Üetlibergtunnel muss man sich fragen, ob ein oder zwei Nächte Musik pro Jahr noch irgendetwas ausmachen würden. Da die politische Realität zur Zeit anders ist und uns der Adlisberg ebenfalls gut gefällt, können wir momentan mit dieser Lösung leben. Es wird der Zeitpunkt kommen, an welchem wir auf der Allmend das nächste legale Open-Air- Festival realisieren können.

- Jürg, Happy People Productions, Juli 98






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